Seven down South – Abenteuer pur

Im Herbst vor einem Jahr stolperte ich auf Instagram über „Sevendownsouth“. Als passionierter Polarlichtfan war ich begeistert von einem Bild von sieben jungen Männern und einem Schulbus unter einem prächtigen Sternenhimmel – mit Polarlichtern, die sich  über den ganzen Horizont zogen. Alaska.

Ich begann, Sevendownsouth zu folgen. Sieben junge Männer hatten sich im Sommer 2017 nach dem Abitur aufgemacht, um ihrem ganz großen Traum zu folgen. Sie flogen nach Alaska, kauften dort einen alten Schulbus, bauten ihn campingtauglich aus und fuhren damit „einmal quer durch“, bis Ushuaia. Fast ein Jahr waren die Jungs unterwegs und nun habe ich exklusiv für den „Traveller of the Month“ dieses Interview bekommen.

Danke Sevendownsouth. Auf alle, die ihren Träumen folgen!

 
Reisen inspiriert, Reisen erfüllt mit Erwartungen. Wenn man zu siebt unterwegs ist, hat wohl jeder andere Träume, andere Erwartungen von solch einem Abenteuer. Sevendownsouth können das große Lied der Träume, Hoffnungen und spannenden Geschichten singen. Und dabei singt jeder der sieben sein eigenes Lied.

 

Seven down South erzählen vom Träumen, vom Reisen und vom Studieren

„Bei mir war die Erwartungshaltung nicht allzu hoch“, erzählt Findan, „immerhin hatten wir bis zwei Tage vor unserer Abreise aus Deutschland noch nicht einmal einen Bus in Aussicht. Wir wussten weder, ob wir einen Bus finden würden, noch, ob wir es schaffen würden, ihn umzubauen und auch nicht, ob wir in den USA eine Versicherung finden würden. Immerhin sind wir in den USA noch nicht einmal volljährig. Alles, was wir wussten, war, dass wir viel Zeit hatten und alle unser Erspartes investieren wollten, um diesen Traum zu verwirklichen“.

Rombout erzählt weiter: „Auch für mich gab es anfangs keine großen Erwartungen. Es gab so viel zu tun vor der Abreise, plötzlich saßen wir im Flugzeug nach Anchorage. Was denn alles passierte, erfüllte, glaube ich, alles an Erwartungen: Wir fanden und kauften einen super Schulbus. Bekamen einen Ort, wo wir den Bus umbauen konnten und einen Pick-up für einen fairen Preis geliehen. Wurden von den Alaskans unterstützt und hatten nach drei Wochen unser Zuhause auf Rädern fertig gebaut. Und nachdem diese Dinge geschafft waren, eröffnete sich uns die wunderbarste aller Reisen. Ich kann die Schönheit der darauf folgenden 10 Monate nicht in Worte fassen, weil es jeden Tag fast wie im Traum war.“

 

Dass eine solche Reise nicht nur mit den allerbesten Hoffnungen beginnt, bestätigen die sieben Weltenbummler. Natürlich gab es auch Bedenken, vor allem bei all den Geschichten, die man so immer wieder über Südamerika hört. Etwas Stress gab es zum Beispiel bei der Einreise nach Mexiko, erzählt Til, dem auch die Verschiffung des Busses Sorgen machte. Aber letztlich wurden diese Hürden gemeinsam genommen. Das bestätigt auch John: „Vor Nord-Mexiko hatten einige von uns Respekt, weil wir in den Nachrichten üble Dinge vernommen hatten. Im Endeffekt war es dort aber total gut.“

Die Hilfsbereitschaft der Menschen unterwegs hat auch Samuel begeistert. „Es war unglaublich, wie sehr uns die Leute vor Ort, besonders in Alaska, geholfen haben. Das Ehepaar, mit dem wir einen Deal zum Abstellen des Busses und Mieten von einem ihrer Autos machten, wurde schnell zu unseren Freunden. Sie luden uns häufig zum Essen ein, was eine schöne Abwechslung zu unserem Arbeitsalltag des Umbaus lieferte. Wir wiederum kochten für sie typisch deutsches Essen“, erzählt er, „Und dann gab es da noch „The Lab“. Die Jungs dieser Auto-Tuning-Werkstatt versorgten uns mit Material und Know-how. Ich persönlich hatte aber auch vor Mexiko und den Zentralamerikanischen Staaten großen Respekt. Ich reise entspannter, wenn ich, weiß, dass die Wahrscheinlichkeit überfallen zu werden gering ist. So etwas passierte dann auf der ganzen Reise gar nicht.“

 

Seven down South: Und wo war es am schönsten?

Meine Lieblingsfrage bei Interviews zum Reisen ist immer die nach dem schönsten Erlebnis. Meist bleibt nämlich ein einzelnes Erlebnis so fest im Herzen hängen, dass es einem Kraft über mehrere Jahre hinweg geben kann, so meine Erfahrung. Ich war also besonders gespannt auf die Antworten und möchte diese auch ungekürzt wiedergeben:

Mino: „Die Nordpolarlichter! Als wir nachts auf dem Weg in den Denali National Park im Nirgendwo anhielten, um das uns unbekannte Leuchten am Himmel zu bestaunen, bemerkten wir, dass sich in unmittelbarer Nähe ein Wolfsrudel aufhielt. Wir bekamen Antworten auf unser imitiertes Wolfsheulen. Aber als wir schon die Äste knacken hörten und das Schnaufen der Wölfe vernahmen, wussten wir, dass wir schnell in den Bus zurück müssen. Der Mix aus überwältigenden Polarlichtern und Wolfsgeheul war das Beste. Auch wenn es sehr schwer ist, eine Sache als sie schönste zu deklarieren.“

Anton: „Der Moment als der Bus umgebaut war und wir losgefahren sind.“

Rombout: „Das Surfen an den schönen und paradiesischen Stränden entlang unserer Route. Schönster Spot: Puerto Escondido.“

Findan: „Die Nordpolarlichter in Alaska und Kanada.“

John: „Die Gletscher in Patagonien.“

Finn: „Das Niemandsland entlang der Grenzstation Ollagüe zwischen Bolivien und Chile. Die Vulkanlandschaft, die immer wieder von Salzwüsten und außergewöhnlichen Seen kombiniert wird, hat mich so in seinen Bann gezogen, dass ich unbedingt wieder hin muss.“

Rund 40.000 Kilometer waren die sieben jungen Männer, nach der ersten Hälfte in unterschiedlichen Kombinationen, da auch manchmal Gäste an Bord waren oder ein Heimaturlaub angesagt war, unterwegs. Dass es dabei nicht immer ganz geordnet zugeht, zeigen unzählige Erlebnisse, die auf der Reise noch für einigen Schreck sorgten, innerhalb weniger Monate dann aber zu genau den Geschichten wurden, die man sich später am Lagerfeuer erzählt. Von der durch Gäste überschwemmten Bustoilette werden die sieben vermutlich genauso erzählen, wie von einem Bus, der nach dem Umbau plötzlich nicht mehr fahren wollte.

„Es war mehr dramatisch als lustig“, erzählt Rombout, „Wir hatten den Bus fertig umgebaut und wollten zur DMV (Division of Motor Vehicles), um ihn anzumelden. Da fuhr der Bus, wenn man den Gang einlegte, einfach nicht los. Es gab einige Stunden der Ungewissheit, wir spielten etliche Szenarien durch und machten uns ein wenig Sorgen, denn unser Verkäufer und unsere Einschätzung hatten uns gesagt, dass der Bus im guten Zustand ist. Nach stundenlanger Fehlersuche fuhr der Bus letztendlich doch. Der Grund war mehr als simpel. Das Regal in unserem Badezimmer, das ich gebaut hatte, war mit Schrauben in der Wand verankert. Eine dieser Schrauben hatte ein wichtiges Getriebekabel getroffen. Deswegen dieser kurze Schreck vor der Abfahrt. Ansonsten hatten wir keine relevanten technischen Probleme mit dem Bus zu beklagen. Die ganzen 40 000 km!“

John lacht bei dem Gedanken an das lustigste Erlebnis und steuert eines bei: „Eureka, Nordkalifornien, Mitternacht, alle sind hungrig. Man kann in unseren Lieblingsladen ‚Tacco Bell‘ nur noch in den Drive-through. Der normale Eingang ist geschlossen. Jedoch ist unser Bus zu groß für den Drive-through bei den Fastfoodketten. Außerdem darf man aus uns nicht verständlichen Gründen nicht zu Fuß an den Autoschalter. Somit stand meine Entscheidung fest: Ich würde in den MC Donalds gehen, um fremde Leute zu überzeugen, mir ihr Auto zu leihen, damit ich ein paar Taccos im Drive-through kaufen könnte. Nachdem ich ein nettes Paar gefunden hatte, die bereit waren, mir bei meiner Essensbeschaffung zu helfen, saß ich mit dem Freund zusammen und habe auf seinem Handy gegen ihn Schach gespielt, während seine Freundin das Auto holte. Bis auf seine Frage, ob wir Gras rauchen würden, sprach er nicht viel mit mir. Kurze Zeit später saß ich mit seiner Freundin im Auto, das so voll mit Müll war, dass man sich nicht mehr bewegen konnte. Aber egal, es gab endlich Essen und alle waren glücklich!“

Eine Reise wie diese verändert. Sie verändert die Gruppe, verändert Freundschaften und verändert die Persönlichkeit, das berichten Sevendownsouth genauso wie all die anderen Menschen, die ich auf meinen Reisen treffen darf und die sich bereit erklären, mir etwas von sich zu verraten. Wie geht es nun weiter mit Sevendownsouth? Wie sehen die Pläne jedes einzelnen aus? Und vor allem: ist eine Reise wie diese noch einmal möglich?

Mino: „Ich würde so eine Art des Reisens definitiv wieder machen. Jedoch ist es fraglich, ob das jemals wieder in so einer Konstellation stattfinden kann. Reisen ist so ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es wieder losgeht. Das Reisefieber war schon vor dieser Reise geweckt, demnach weiß ich, wie man damit im Alltag umgeht. Nachdem ich wieder zuhause gelandet war, hatte ich drei Wochen, in denen ich viel Zeit für Freundin und Familie hatte. Jetzt arbeite ich bei einer Modelagentur in Hamburg und werde ab dem Wintersemester Medien- und Kommunikationsmanagement in Hamburg studieren.“

Samuel: „Ich würde definitiv wieder so etwas machen, auch wenn man ziemlich viel entbehren muss für so eine Reise. Mir schwebt schon vor, wie die nächste Reise aussehen sollte: Wir kaufen ein Segelboot (nach dem Studium oder so), machen es fit und Segeln einen langen Törn, zum Beispiel eine Atlantiküberquerung. Ich werde jetzt erstmal nach Berlin gehen und Geo-Information studieren.“

Til: „So eine Reise lebt lange in einem nach. Ich würde nicht direkt wieder los nach Alaska, einen Bus umbauen und los. Doch die Lust auf eine große Reise ist ungebrochen. Ich weiß noch nicht, was ich jetzt machen werde. Bis zum Sommersemester habe ich noch einmal Zeit. Dann geht’s mit einem Studium los. Welches, weiß ich noch nicht. Internationale Beziehungen interessieren mich sehr.“

Findan: „Genau diese Reise würde ich zwar nicht wieder machen. Aber wenn wieder etwas gestartet wird, kann es gut sein, dass ich dabei bin. Ich bin froh wieder in Deutschland zu sein und freue mich, bald nach Berlin zu ziehen. Ich werde Jura studieren.“

Finn: „Ich würde so etwas ähnliches wieder machen! Ich werde Architektur studieren und das Reisefieber bändige ich, indem ich erst einmal, nachdem ich angekommen bin, sofort wieder gereist bin, diesmal aber innerhalb Europas.“

Anton: „Wenn einer von uns wieder mal eine Reise oder Projekt vorschlägt, werde ich auch wieder dabei sein. Aber der Zeitfaktor wird viel wichtiger in der näheren Zukunft sein: Ich werde in Berlin anfangen, Musikwissenschaften gepaart mit Philosophie studieren. Es könnte schwieriger werden, zusammen zu finden. Jetzt haben wir gerade aber auch wieder ein Projekt, welches uns zusammenbringt: Wir schreiben ein Buch über die Reise, welches nächstes Jahr veröffentlicht werden wird. Somit lebt die Reise in uns allen gerade noch nach.“

Rombout: „Ich werde mit meinen drei besten Freunden – zwei davon waren mit auf dre Reise – in eine WG in Hamburg ziehen. Ich werde Schiffbau studieren und meiner Passion Wassersport  so oft wie möglich nachgehen.  Die Ostesee ruft – zum Segeln und Surfen!“

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Sevendownsouth für das Interview, vor allem bei Rombout für die Organisation. Herzlichen Dank für die Bilder, die Rechte liegen bei Sevendownsouth – don’t just copy!

Der umgebaute Schulbus ist übrigens zu kaufen, Interessenten klicken einfach hier -> zum Schulbusverkauf.

Her geht es zu Sevendownsouth auf Instagram.

Hier geht es zum facebook Auftritt.

Und im Fernsehen waren die Jungs auch schon -> hier klicken!

Über eine Buchpräsentation im schönen Salzburg würden wir uns natürlich ganz besonders freuen, wir sind im Gespräch 😉