Ich treffe Stefan auf einem Campingplatz in Südfrankreich, an einem Tag nach dem Regen. Am Vortag habe ich noch mit meinem Zelt und den Wassermengen gekämpft, jetzt ist der Himmel blau und der Wind still. Stefan lässt eine kleine Drohne über die Dünen fliegen und wir kommen ins Gespräch. Zweimal im Jahr ist er für jeweils zwei Monate mit seinem Camper unterwegs und immer zieht es ihn in diese Gegend, erzählt Stefan. Er bleibt stehen, wo er will, bleibt so lange es ihm gefällt. In dem kleinen Städtchen, in dem wir einander begegnen, ist er gerne auf dem Campingplatz. Der Zugang zum Meer ist hier wunderbar und der Pool für Rollstuhlfahrer zugänglich. Sonst campt er auch gerne wild, abseits der Menschenmassen, in der Natur, in der Einsamkeit.
Stefan ist schon immer gern gereist, erzählt er mir, und auch gerne alleine. Als Teenager war er mit dem Rucksack in Portugal, später einige Male in Afrika und jetzt gönnt er sich diese Auszeit vom Tempo unserer Welt zweimal im Jahr. Zwei Monate am Stück, das ist für ihn die optimale Zeit für eine Reise, sagt er. Seine Frau Mareike kann nicht so lange Zeit weg vom Alltag, sie kommt immer ein wenig später nach und verbringt ihren Urlaub dann mit ihm. Dass Stefan „Hummeln“ hat und einfach immer wieder weg will, akzeptiert sie. Das Reisenden-Blut. Bei einer Flasche Wein am Abend reden wir über den Kutter, das ist Stefans Reisemobil, eben dieses Blut des Reisenden, das in unseren Adern fließt und auch den Reiseblues. Den Blues, der jeden mal erwischt, der alleine unterwegs ist, immer ein paar Tage bleibt und alles in Frage stellt. Und der einen, wenn er dann weg ist, geläutert zurück lässt. Optimitisch und klüger, was das eigene Sein angeht.
Stefan möchte immer wieder hierher reisen, in das kleine Städtchen im Süden Frankreichs. Er hat hier Freunde gefunden, mit denen er Wein trinkt und Boule spielt und genau das ist es, was für ihn das Reisen ausmacht. Die Menschen, die man trifft und auch jene, die man immer wieder triffft. Schlimme Erlebnisse? Oh ja, sagt er, auch die gab es. Wenn man viel reist, kann man viel erleben und manchmal sind auch nicht so schöne Erfahrungen dabei, zum Beispiel, wenn einem der Camper ausgeräumt wird und man alle Dinge verliert, die einem wert und wichtig waren. Zweimal ist Stefan das schon passiert, aber vom Reisen hält es ihn nicht ab, lacht er.
Der Weg ist für ihn das Ziel. Jedes Jahr wird ein anderer Weg gewählt, um ans Reisziel zu gelangen, unterwegs werden Konzerte, Ausstellungen und Veranstaltungen eingeplant. Und eben Freunde besucht, die man unterwegs kennen gelernt hat. Freunde, die jedes Jahr schon voller Spannung darauf warten, was Stefan unterwegs in seinen Blog schreibt.
Die größte Erkenntnis, die das Reisen gebracht hat? Stefan lacht. Es sei so schade, meint er, dass man zu Hause nie so gut auf sich achte, wie unterwegs. „Unterwegs, das spürst Du, was Dir gut tut. Da ziehe ich zum Beispiel los und fotografiere, wenn ich Lust dazu habe, oder gehe Boule spielen. Ich bin unglaublich froh, dass ich mir diese Zeit zweimal im Jahr geben kann. Und da erkenne ich dann immer wieder, wie unwichtig das Anhäufen von Gütern ist. Dass ich mit einer kurzen Hose, einem T-Shirt, meiner Kamera und den Boule Kugeln einfach auskomme, mehr brauche ich nicht“, erzählt er. Auf seiner Seite „Kutterblog“ können seine Reisen verfolgt werden. Jetzt ist Ostern – und Stefan ist schon unterwegs 😉
Stefan war lange Jahre Basektballtrainer und ist jetzt in Rente. Aber eigentlich braucht es für ihn keine Bezeichnung, meint er, er sei einfach Stefan.