Der Mann mit dem Mofa

travel1Morghante ist 32 und reist mit dem Mofa. Als ich ihm in Delphi begegne, denke ich zuerst, ein junger Grieche mit dem Mofa, nett. Als ich das Nummernschild des 50ccm Peugeot Mopeds näher ansehe, muss ich ihn ansprechen. Franzose??? Ja, sagt er, er ist mit dem Mofa in Frankreich gestartet. Aber nicht auf direktem Weg nach Griechenland, sondern über Norddeutschland, Polen, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei. 8.000 Kilometer ist er in vier Monaten gefahren, er hat ein Zelt mit und einige selbst gebastelte Utensilien, zum Beispiel zum Laden des Telefons, aber was das Gepäck angeht, musste er sich natürlich beschränken. Er hat keinen Kocher mit, isst meistens kalt und da er nicht damit gerechnet hatte, dass das Mofa so lange durchhält, ist ihm auch rechtschaffen kalt, jetzt, Anfang November.

travel2Anfang Juli ist Morghante losgefahren, denn er möchte noch ein großes Abenteuer erleben, bevor er so richtig sesshaft wird, erzählt er. Das war der eigentliche Antrieb, zu reisen, ohne zeitliche Beschränkung. Mit 35 km/h ist er unterwegs und er sieht viel von der Landschaft, lacht er, mehr als jeder andere, der motorisiert unterwegs ist. Er schläft meist irgendwo im Wald, in seinem Zelt, und ab und an auf Campingplätzen. Das genießt er immer sehr, vor allem, wenn es heißes Wasser gibt. Vor seiner Abreise hat er eine Flöte gekauft und nun spielt er bereits vier Lieder darauf, am liebsten an besonderen Orten, wie zum Beispiel in einer Höhle oberhalb der Ruinen von Delphi oder direkt vor dem Apollontempel.

Wir verabreden ein Abendessen, ich koche und er spielt vor. Was er an der Art, wie er reist, besonders liebt, will ich wissen. Es ist die Freiheit, sich zu bewegen, wie man möchte, keine Verpflichtungen zu haben, meint er. Zu seinem Geburtstag zum Beispiel hat er sich ein Zimmer gegönnt, in Budapest, via Couchsurfing. Und obwohl das wunderbar gewesen sei und die Hosts sehr nett, würde er so nicht prinzipiell reisen wollen, denn man habe sich nach Daten, Uhrzeiten und vereinbarten Terminen zu richten. Davon kommt im Leben ohnehin noch genug, sagt er.

Das erschreckendste Erlebnis? Er lacht. In der Türkei habe er an einer Straße übersehen, dass er entlang einer Militärzone unterwegs war. Von einem türkischen Soldaten angehalten zu werden, aufs freundlichste gebeten zu werden, doch im Lastwagen mitzufahren, während ein anderer Soldat mit dem Mofa nebenher fuhr, das sei dann doch ziemlich ungut gewesen, meint er, denn freundlich kann auch sehr bestimmt sein. So bestimmt, dass es keinen Platz für andere Optionen lässt. Man habe ihn die halbe Nacht ausgefragt, Papiere gecheckt und dann letzlich einfach fahren lassen.

Das schönste Land auf der ganzen Reise? Griechenland! Das kommt ohne zögern. Und weitere Pläne? Nach Zakynthos fahren und dort auf dem berühmten Schiffswrack nächtigen. Wenn ihm das gelingt, so verspricht er, schickt er ein Foto.

Ein Mann, ein Plan, ein Ruf nach Freiheit. Danke!

Morghante ist Elektrotechniker und will nach seiner Heimkehr eine Familie gründen.